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[Rezension] Cinder & Ella - Kelly Oram


Infos zum Buch:
Autor/-in: Kelly Oram
Preis: 12,90€
Seitenanzahl: 448
Verlag: Bastei Lübbe One
Reihe: Dilogie
1. Cinder & Ella
2. ??

Klappentext:
Ella hat ein hartes Jahr hinter sich. Ihre Mutter starb bei einem Autounfall, den sie selbst nur knapp überlebte. Nach etlichen Klinikaufenthalten zieht sie nun zu ihrem Vater und dessen neuer Familie. Dabei will Ella nur eins: Alles soll so sein wie früher. Sie vermisst ihre Mom, ihren heißgeliebten Bücher-Blog - und Cinder, ihren Chatfreund.

Brian Oliver ist der neue Star am Hollywoodhimmel. Doch der Ruhm hat seine Schattenseiten, echte Freunde sind selten geworden. Vor allem vermisst er seine Chatfreundin Ella, mit der er unter seinem Nickname Cinder stundenlang gechattet hat. Als die sich nach einem Jahr Funkstille plötzlich wieder meldet, ist Brian überglücklich. Langsam wird ihm klar, dass er mehr will als nur Freundschaft. Doch Ella hat keine Ahnung, wer er in Wirklichkeit ist

Erster Satz:
"Das Problem mit Märchen ist, dass die meisten mit einem tragischen Schicksalsschlag beginnen."

Meine Rezension: 

Auch mit solch einem Schicksalsschlag beginnt auch dieses Neuzeitmärchen.
Der Prolog startet damit, dass Ella und ihre Mutter auf dem Weg in den Urlaub sind, jedoch in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt werden. Ihre Mutter stirbt, Ella überlebt nur dank zahlreicher Operationen und einer langen Genesungszeit. Da sie durch den Unfall ihre letzte Verwandte verloren hat, die ihr etwas bedeutet, muss sie nach Los Angeles zu ihrem Vater und seiner neuen Familie ziehen. Dort wird sie unterkühlt empfangen, ihre Stiefschwestern machen ihr das Leben schwer, der Schulalltag ist von Mobbing geprägt, die Trauer um ihre Mutter und eine anstrengende Psychotherapie machen es auch nicht erträglicher. Sie wünscht sich nur etwas Normalität.
Halt gibt ihr Cinder, ihr Chatfreund, bei dem sie sich nach langer Zeit wieder meldet. Mit ihm ist alles immer so einfach, sie können sich über alles unterhalten. Ihr liebstes Gesprächsthema ist „Der Druidenprinz“, ein Buch, von dem beide überzeugt sind. Und Cinder lebt ebenfalls in LA. Aber was Ella nicht weiß, ist, dass Cinder im wahren Leben Brian Oliver ist, ein berühmter Schauspieler.

Die Parallelen zum Märchen „Aschenputtel“ sind schon deutlich zu sehen. Fiese Stiefschwestern, Juliette und Anastasia sehen Ella als Eindringling in ihre perfekte Welt. Auch ihre Stiefmutter Jennifer ist distanziert. Ellas furchtbare Situation ist mir sofort unter die Haut gegangen, all ihre Träume und Hoffnungen sind geplatzt, sie kann sich nur unter großen Anstrengungen bewegen und muss so viele Behandlungen über sich ergehen lassen. Sie kann sich nicht mehr auf ihren Körper verlassen, lebt bei Fremden und hat keine Bezugsperson mehr.
Die Autorin versteht es, den Leser in die Geschichte einzubeziehen. Man kann sich super in Ellas Situation hineinversetzen und spürt jeden Stich und jede Gemeinsamkeit. Man wird von der Trauer überwältig, fühlt den Schmerz und die Tränen.
Aber natürlich gibt es auch Liebe, Freundschaft und Vertrauen eine große Rolle in der Geschichte. Ella ist in keiner gänzlich ausweglosen Situation, sie findet neben Cinder Freunde in der „realen Welt“.

Auch Cinder, Brian Oliver, lernt man kennen. Er ist der neue Star am Hollywood Himmel, er liebt das Schauspielern. Seine Identität verbirgt er vor Ella, was einem als wissenden Leser immer zum Schmunzeln bringt, wenn die beiden chatten.

Dadurch dass sich Brian und Ella erst am Ende der Geschichte richtig kennenlernen, bleibt viel Raum, um die Charaktere wirklich kennenzulernen. Die Beziehung zwischen den beiden kann so sehr zaghaft und authentisch entwickelt werden. Durch viele Chats und auch Telefonate kann man die beiden erst mal in Ruhe beobachten. Bemerkenswert ist, dass in der Geschichte die Charaktere im Vordergrund stehen, man sie von allen Seiten kennenlernt und ihr Leben nicht nur eine Kulisse für eine Liebesgeschichte ist. Die Liebe windet sich um die Probleme hindurch, findet nur wenig Platz, um aufblühen zu können. Natürlich ist die Geschichte vorhersehbar, aber trotzdem habe ich eine Echtheit und Tiefgründigkeit wahrgenommen, die in manch anderer Geschichte zu kurz kommt.

Beide Protagonisten sind stark. Ella steht klar im Vordergrund, es ist zu bewundern, wie willensstark sie ist. Mit viel Humor und aufkeimenden Freundschaften kämpft sie sich zurück ins Leben.
Geschrieben ist das Buch aus der Ich-Perspektive von Ella und auch Brian, der ihr aber in keinem Fall die Bühne stielt.
Ella und Brian zusammen ergeben eine Kombination, die für viel Lesespaß und witzige Diskussionen sorgen.
Auch die Nebencharaktere sorgen für ein bunt gemischtes Gefühlschaos. Wir haben Charaktere, die man sofort mag, wie Vivien mit ihren Dads, aber es gibt auch Charaktere, die man auf Anhieb nicht leiden kann wie Kaylee Summers.

Auch wenn man vermuten mag, dass das herzergreifende Leiden der Protagonistin die Stimmung herunterziehen mag, wird man schnell eines Besseren belehrt. Die Autorin schafft es gezielt mit flotten Dialogen und viel Witz und Gefühl die Stimmung zu heben. Es wird der zuckersüße Märchen-Flair mit der bitteren Realität verbunden, was die Geschichte locker und leicht macht. Das Buch lässt sich super leicht und zügig lesen.

Fazit:
„Cinder&Ella“ ist eine wunderschöne Märchenadaption mit einer starken Protagonistin. Es ist eine gelungene Geschichte mit einem Märchen-Flair verbunden mit der bitteren Realität. So wird die Geschichte unterhaltsam, herzerwärmend, dramatisch und witzig.

5 von 5 Punkte

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